Musik

Bach digital geht in die dritte Runde – das Projekt "Quellenkorpus Bach-Söhne" ist gestartet!

Zum dritten Mal hat die Deutsche Forschungsgesellschaft (DFG) sich für die Förderung des Projektes Bach digital unter der Projektleitung der Staatsbibliothek zu Berlin ausgesprochen. Am 15. März 2017 startete das Projekt Bach digital III - Quellenkorpus Bach-Söhne für weitere drei Jahre. Ziel ist es, für die Bach-Forschung, aber auch für Musikerinnen und Musiker sowie alle weiteren Interessierten einen digitalen, kostenfreien Zugang zu den Quellen zu schaffen und diese über ein Portal zugänglich zu machen.

Im Jahr 2008 begann das Projekt mit Autographen von Johann Sebastian Bach, von denen 80% der heute noch erhaltenen Quellen in der Staatsbibliothek zu Berlin verwahrt werden, so das Weihnachtsoratorium, die h-Moll-Messe, die Matthäus- und die Johannes-Passion, die Kunst der Fuge und die Brandenburgischen Konzerte. Diese wurden erschlossen und digitalisiert sowie im Portal Bach digital weltweit kostenfrei zur wissenschaftlichen Erforschung und für die Musikpraxis zur Verfügung gestellt. In einem Fortsetzungsprojekt seit 2012 sind die frühen Abschriften der Werke Johann Sebastian Bachs, die überwiegend von seinen Schülern geschrieben worden sind, ebenfalls erschlossen und digitalisiert worden.

Beim aktuell gestarteten Projekt stehen die Werke der komponierenden Bach-Söhne im Zentrum:
Wilhelm Friedemann (1710-1784), Carl Philipp Emanuel (1714-1788), Johann Christoph Friedrich (1732-1795) und Johann Christian Bach (1735-1782). Deren Kompositionen rücken in den letzten Jahren stärker ins Blickfeld. So entstehen vermehrt Editionen einzelner Werke, aber auch Gesamtausgaben und Werkverzeichnisse, die die Forschung unterstützen. Seit dem 200. Todestag C. P. E. Bachs im Jahr 1988, stärker noch seit dem Jubiläumsjahr 2014 (300. Geburtstag) wird der Komponist "wiederentdeckt". Auch die Auffindung des Archivs der Sing-Akademie zu Berlin in Kiew im Jahr 1999 (seit 2001 Depositum in der Staatsbibliothek zu Berlin) hat die Aufmerksamkeit auf das Schaffen der Bach-Söhne gelenkt. Deren Werke bilden zusammen ein großes Quellenkonvolut, dessen besserer Zugang die Erforschung der Musik des 18. Jahrhunderts befördert. Neben den "großen Komponisten" der Zeit wie Joseph Haydn, Wolfgang Amadé Mozart und Ludwig van Beethoven prägten gerade die Werke der Bach-Söhne die Entwicklung von musikalischen Stilen und Gattungen der Zeit entscheidend mit. Doch sind noch viele Fragen der Forschung offen, die durch eine bessere Erschließung der Werke ideal unterstützt werden können. Dabei ist der Blick in die Quellen meist unverzichtbar.

Um hier einen guten Ausgleich zwischen dem Schutz der Originale und der Nutzung der Quellen zu finden, ist die Digitalisierung und die Erhebung aktueller und umfangreicher Metadaten im Portal Bach digital, aber auch in den Digitalisierten Sammlungen der SBB sowie in RISM für eine optimale Recherche der beste Weg. So können Forschungsfragen wie die Werkgenese, Provenienzen oder Schreiberforschungen bestmöglich gelöst werden.

Wasserzeichen der Berliner Bestände werden mit der Thermographie-Kamera aufgenommen und in der Spezialdatenbank für Wasserzeichen, dem Wasserzeichen-Informationssystem, mit dem die SBB ebenfalls kooperiert, recherchierbar gemacht.

Durch Mittelumwidmung konnte ein zusätzliches Arbeitspaket zur Schreiberidentifizierung angeknüpft werden, der bis Oktober 2021 abgeschlossen sein wird. Hier werden Schriftproben der Mitglieder der Bach-Familie (Johann Sebastian, Anna Magdalena, Wilhelm Friedemann, Carl Philipp Emanuel, Johann Christoph Friedrich, Johann Christian, Johann Ernst, Wilhelm Friedrich Ernst, Johann Lorenz, Johann Bernhard (d. J.) und Johann Heinrich) sowie von über 300 Kopisten und Schülern J. S. Bachs und seiner komponierenden Söhne erstellt und digital verfügbar gemacht.

Die Kooperationspartner des Projektes Bach digital sind inzwischen auf fünf angewachsen: die Staatsbibliothek erschließt und digitalisiert den größten Anteil der im Projekt bearbeiteten Quellen (797 Werke, rund 20.000 Seiten), die Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg steuert 29 Werke mit etwa 1.500 zu digitalisierende Seiten bei. Das Bach-Archiv Leipzig verwahrt 33 einschlägige Werke (etwa 930 Seiten) und übernimmt die Aufgabe, die Forschungsdaten ins Portal zu laden. Die Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB) trägt als Kooperationspartnerin zur Verbesserung der Recherche bei, indem die Metadaten im Portal Bach digital durch Normdaten für Werktitel der Musik (GND) nachhaltig aufgewertet und dadurch die Suche optimiert wird. Bewährt hat sich die Kooperation mit dem Universitäts-Rechenzentrum der Universität Leipzig, das Bach digital hostet und technisch weiterentwickelt durch den Ausbau und die Anpassung der Datenbankstruktur sowie die Erarbeitung neuer Module und Tools.

Bach digital wird in diesem Projekt von einer auf Johann Sebastian Bach bezogenen Datenbank zu einem Portal für die Musik der Bach-Familie weiterentwickelt. Über Linked open data werden die Metadaten, die im Projekt erhoben werden, in neuen Kontexten vernetzt, was auch eine folgerichtige Weiterentwicklung der Quellenforschung bedeutet: die digitalen Daten stehen bereit für die Nachnutzung gemäß der aktuellen Standards in den Digital humanities.